Tafeln überlebenswichtig- Vielfältige Auswirkungen der Corona-Krise für einkommensschwache Menschen

Aufgrund der aktuellen Corona Pandemie ist zu befürchten, dass Tafeln schließen müssen. In Deutschland gibt es rd. 1.000 Tafeln, 28 davon allein in Mecklenburg-Vorpommern. Für einkommensschwache Menschen stellen sie oftmals eine überlebenswichtige Versorgungsmöglichkeit dar, um mit geringem Budget über die Runden zu kommen. Sog. 1Euro-Jobs sind gestoppt worden, die Pfandsammler finden aufgrund der leeren Straßen und Plätze nichts mehr. Wenn diese „Unterstützungswege“ wegbrechen, stellt sich die Frage: wie wird das kompensiert? „Daher fordern wir einen Krisen-Zuschlag in Höhe von 100 EUR monatlich zu den gezahlten sozialstaatlichen Leistungen“, fordert Prof. Ulf Groth, Sprecher der Landesarmutskonferenz Mecklenburg-Vorpommern (LAK MV). „Nur so kommen arme Haushalte ansatzweise zurecht und können sich gesund ernähren“, ergänzt Groth. Aus empirischen Untersuchungen hier im Nordosten ist bekannt, dass oft frisches Obst nicht „normal“ gekauft werden kann. Daher ist eine Kompensationsleistung nötig. Sozialleistungen sind gründlich zu überdenken und schlanke, wirklich unbürokratische Lösungen zu entwickeln für die Menschen, die jetzt aufgrund der Krise neu aufstocken müssen. Dies kann Grundsicherung, Wohngeld oder eine andere Sozialleistung bedeuten. „Hier sind Behörden gefordert, situationsadäquat und umgehend zu handeln“ erwartet Groth.

Ausdrücklich begrüßt wird seitens der LAK MV, dass die Bundesregierung aktuell plant, fristlose Kündigungen infolge Zahlungsverzugs für einen begrenzten Zeitraum zu unterbinden. „Gleiches ist aber auch für die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser vorzusehen“, fordert Groth. Lt. dem Monitoringbericht 2019 der Bundesnetzagentur waren 2018 insgesamt über 6.140 Stromsperren in Mecklenburg-Vorpommern zu verzeichnen. Im Bundesgebiet gab es fast 1 Mio. Sperrandrohungen, die letztlich zu fast 250.000 tatsächlichen Stromabschaltungen führten. „Diese Zahlen werden deutlich ansteigen, wenn Einnahmen wegbrechen, z.B. bei Kurzarbeitern im unteren Lohnbereich. Daher muss die Aussetzung von Energiesperren auch mitbeschlossen werden!“ fordert Groth, der sich hauptberuflich mit Armuts- und Überschuldungsfragen beschäftigt, vorausschauend.

Die Schwierigkeiten von einkommensschwachen Familien zeigen sich auch an anderer Stelle. Durch die Schulschließungen findet der Unterricht jetzt zuhause statt. „Wenn die durch die Schulen oftmals vorausgesetzte IT-Ausstattung schlicht fehlt oder aber Eltern nicht helfend unterstützen können, fallen Kinder in der Schule zurück.“, führt Groth weiter aus. Schon heute ist bekannt, dass Schulkarrieren in Deutschland maßgeblich durch den Bildungsgrad und das Einkommen der Eltern beeinflusst sind. „Auch hier muss vorgedacht werden“, ergänzt Groth und regt dringend an, dass nach der Corona-Krise die Bildungs- und Teilhabemittel für Nachhilfe von Kindern unkomplizierter bereitgestellt werden. „Dies hilft den Kindern und kann deren Abgehängt-Werden in der Schule verhindern“, resümiert er. Der Sprecherkreis der LAK MV fordert die Landesregierung auf, diese Aspekte aufzugreifen und entweder im Land aus dem Strategiefonds Möglichkeiten zu schaffen oder sich im Bundesrat dafür einzusetzen. Neben der Unterstützung der heimischen Wirtschaft, z.B. im touristischen Bereich, ist auch das Überleben der einkommensschwachen Bevölkerung zu sichern. „Es gilt, eine Gesamtschau vorzunehmen“, fasst Groth zusammen. Dazu gehört auch, das finanzielle Überleben von sozialen Einrichtungen zu gewährleisten, damit die wichtige soziale Infrastruktur im Land nicht zerstört wird.

 

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