Die ökologische Frage ist auch eine soziale Frage! LAK MV fordert einen sozialen und ökologischen Neustart.

Am Internationalen Tag zur Überwindung der Armut, dem 17.10.2022 hat die Landesarmutskonferenz Mecklenburg-Vorpommern zu dem Fachtag „Armut ein nachhaltiges Thema!“ eingeladen. Online haben Fachkräfte und Politiker*innen über einen sozialen und ökologischen Neustart diskutiert.

Als Impulsgeberin referierte Astrid Schaffert vom Deutschen Caritasverband über zehn Thesen für einen sozialen und ökologischen Neustart, die 40 Verbände und Organisationen aus dem Umwelt- und Sozialbereich unterzeichnet haben. Es wurde deutlich: der Neuanfang kann nur als gemeinsames Vorhaben gelingen. Je reicher die Haushalte, desto größer ist ihr CO₂-Verbrauch. Arme haben wenig und können wenig verbrauchen. Die ökologische Frage ist damit auch eine soziale Frage. 8 Millionen Sozialleistungsbeziehende sind eine Marktmacht. Mit den kleingerechneten Regelsätzen können sie jedoch nur das Billigste konsumieren.

Anschließend warf Dr. André Knabe vom Rostocker Institut für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis e. V. den Blick auf Armut in M-V und warb für eine systematische Herangehensweise bei der Beseitigung von Armut.

Felix Behnert von der Straßensozialarbeit des Paulskirchenkellers in Schwerin gab einen Einblick in die Praxis sozialdiakonischer Jugendarbeit. Dort werden Teilhabemöglichkeiten für junge Menschen geschaffen, die auch unter der Nachhaltigkeitsperspektive organisiert werden.

Angeregt durch die Impulsvorträge, wurde insbesondere die Armutsquote von Mecklenburg-Vorpommern diskutiert und eine stärkere Vernetzung der Akteure angeregt, die für die Beseitigung von Armut eintreten.

In dem abschließenden Gespräch mit den Politiker*innen wurden drei Aspekte für einen sozialen und ökologischen Neustart mit Hinblick auf Menschen mit geringen Einkommen betont:

  • eine armutsfeste und dynamische Neuberechnung des Regelsatzes
  • Einführung eines Armuts- und Reichtumsberichtes für MV
  • Schaffung von Anreizen zum effektiven Energiesparen für Bezieher*innen staatlicher Transferleistungen, unter anderem durch ein Bonussystem

Die ökologische Wende benötigt breite gesellschaftliche Akzeptanz. Die notwendigen Maßnahmen lösen bei vielen Menschen Ängste und existenzielle Sorgen aus. Wenn dem nicht mit Maßnahmen des sozialen Ausgleichs und Sicherheitsgarantien des Staates begegnet wird, gefährdet dies nicht nur die Akzeptanz und das Gelingen des notwendigen ökologischen Umbaus, sondern in letzter Konsequenz auch den sozialen Frieden. Es wäre deshalb grundfalsch, die Sorgen der Menschen gegen notwendige Klima- und Umweltschutzmaßnahmen in Stellung zu bringen.

Benno Gierlich, Sprecher der Landesarmutskonferenz, wies zum Abschluss darauf hin, dass „Umwelt-, Klima- und Energiekrisen einander seit Jahren in einem ständigen Kreislauf folgen. Dieser Ausnahmezustand muss ein Ende haben. Soziale und ökologische Verantwortung sind keine überraschende Tagesaufgabe, sondern ein Lebensthema für alle Menschen!“

 

Für weitere Informationen:

Benno Gierlich, Sprecher der LAK MV, Telefonnummer 0385 59179-54